wie ihr vielleicht wißt, habe ich Ende September Claudius, einen Opi aus dem TH Waiblingen, der alleine saß, zu mir genommen, um ihn zu Leopold, Wigo und Maximilian zu integrieren. Daran war bisher nicht zu denken. Ich hatte schon einige Tierlein bei mir, denen man deutlich anmerkte, daß sie in ihrem Leben wenig Schönes erlebt hatten, aber nie so sehr wie bei Claudius. Keine Ahnung, was der arme Kleine hinter sich hat, aber mit Sicherheit nichts Gutes. Claudius wirkt passiv, depressiv und bedrückt, seine Bewegungen sind, so als würde er bei jedem Schritt gegen eine innere Macht kämpfen, die ihn daran hindern möchte, den Schritt zu tun.
Die ersten beiden Wochen hier bewegte er sich so, als wollte er nicht bemerkt werden – nicht wie andere Ratten, die ja auch gerne im Verborgenen rennen, sondern so, als ginge es um sein Leben. Wenn er im Häuschen lag, versuchte ich immer wieder, ihn mit einer Katzenangel zum Spielen zu bewegen. Er beachtete sie nicht. Wenn ich versuchte, mit ihm außerhalb des Häuschens Kontakt aufzunehmen, entfernte er sich entweder in der oben beschriebenen Weise oder versuchte, mich anzuspringen, aus dem Stand, mit allen vier Pfoten voran, was ich als Panikreaktion deute (erwischt hat er mich dabei nur einmal, am Zeigefinger

Seit der vierten Woche wagt er sich schon mal in meine Nähe. Wenn ich mich dann auf den Boden knie, läuft er um mich herum und beschnuppert mich, aber immer mit gesträubtem Fell. Ich habe mich anfangs nicht dabei bewegt, vergangene Woche dann aber angefangen, ihn am Schwanzende zu streicheln. Beim ersten Versuch, wollte er mich anspringen, brach aber mitten in der Bewegung ab und ‘rannte’ (wie oben beschrieben) davon. Mittlerweile erlaubt er manchmal, daß ich ihn ein paar Momente am Schwanzende streichle. Heute lief er zum ersten Mal nicht davon, als ich an ihm vorbei mußte, während er beim Futtern war.
Zum Essen: Meist nimmt er nicht die Vorderhände zum Essen, sondern ißt wie ein Hund oder eine Katze. Er kann aber mit den Händen essen, schöpft manchmal auch Wasser mit ihnen.
Ich glaube, er faßt langsam Vertrauen in mich, kann ihn aber nicht einschätzen und traue mich deshalb nicht, mit der Inti zu beginnen. Vor zwei Wochen hatte ich einmal Maximilian kurz mit zu Claudius genommen: Maximilian zappelte und wollte zu ihm, Claudius hat keinerlei Interesse gezeigt. Da ich nicht wußte, wie Claudius reagieren würde, wenn Maxi in seine Nähe käme, habe ich Maxi vorsichtshalber auf dem Arm behalten.
Der kleine Claudius tut mir so leid. Er ist jetzt schon sechs Wochen hier und immer noch alleine und dabei habe ich ihn doch geholt, damit er nicht mehr alleine ist. Ich überlege ständig, ob ich meinen Umgang mit ihm weiter intensivieren soll, tue es dann aber nicht, weil ich befürchte, ihn so zu verschrecken, daß die bisher erzielten Erfolge verpuffen.
Wenn jemand von euch Erfahrung mit solch (traumatisierten?) Tierlein hat, wäre ich deshalb um jeden Rat dankbar.
Liebe Grüße,
Charlesy
PS: Claudius ist älter, dürfte auf die drei Jahre zugehen.